Im Arbeitskreis Verkehrskonzept Stettfeld hat Herr Dr. Gericke für die Ortseinfahrt Stettfeld B3 von Ubstadt kommend eine „lange Verschwenkung“ vorgeschlagen.
Natürlich wollte ich wissen, wo es denn bereits Beispiele dafür gäbe. „In der Pfalz wurden solche sanften Verschwenkungen schon gebaut.“ Genauere Aussagen folgten leider nicht. Also habe ich mich selbst auf die Suche begeben, mit meinem „Freund“ GoogleEarth habe ich in „niedriger Flughöhe“ die Pfalz begutachtet. Leider sind die Satellitenbilder ja nicht immer die aktuellsten. Also kann man so neuere Umbauten nicht finden. Aber in Hochdorf-Assenheim wurde ich doch fündig. In der Ortseinfahrt der K19 von Gronau kommend liegt eine Verschwenkung, die immerhin ca. 90m lang ist.
Also los! Eine kleine Radtour gemacht und schon konnte ich die Situation in Augenschein nehmen.
Man sieht an den Übergängen deutlich, daß die Verschwenkung nachträglich eingebaut wurde. Die Lage wurde so gewählt, daß die Einfahrt zu einem Vereinsheim und zu einem landwirtschaftlichen Betrieb direkt dahinter (sozusagen im Schutzbereich) liegen. Der eigentliche Ortseingang und eine Kreuzung kommen dann 100 m weiter. In die Verschwenkung ist auch eine Querungshilfe integriert, weil in Richtung Gronau der Rad- und Gehweg nur noch einseitig vorhanden ist. Der Mittelstreifen ist nur niedrig bepflanzt. Lediglich am Rand stehen jeweils 2 mickrige Bäumchen. Ein Sichtschutz/Sichtbehinderung ist damit also nicht gegeben. In die Stettfeld wird dies nach den Vorstellungen von Herrn Dr. Gericke etwas anders sein. Dort sind mehr Bäume vorgesehen.
Die Verschwenkung kann von allen Fahrzeugen flott durchfahren werden. Eine Geschwindigkeitsminderung entsteht also wenn überhaupt nur durch psychologische Effekte. Dies scheint mir ortsauswärts noch besser zu funktionieren, als ortseinwärts. Man gibt halt ortsauswärts erst dahinter Gas, während man ortseinwärts je nach Vorliebe auch mal mit Schwung durchrollen lässt. Die meisten müssen jedenfalls am eigentlichen Ortseingang, der recht eng und unübersichtlich ist, noch mal bremsen. Wie wohl die Situation vor dem Umbau war? Wahrscheinlich kamen viele noch mit 100km/h am Rand der Bebauung an. Heute würde ich schätzen, daß die meisten noch zwischen 60 und 70 km/h „drauf haben“. Sicherlich kommen auch einige mit 50 km/h an. Aber für die werden Verschwenkungen ja nicht gebaut.
Ich glaube, diese Maßnahme wirkt keine Wunder, verschiebt aber die Lärmbelastung durch heftig bremsende oder beschleunigende Fahrzeuge etwas aus dem Ort heraus. Um die unübersichtliche Situation am Ortseingang zu entschärfen, hätte man die Straße dorthin noch in einem Bogen führen müssen. Der Platz wäre da.
Man kann vor allem sagen: „Die Verschwenkung schadet niemandem“. Und das will was heißen, denn zu enge Verschwenkungen werden schnell zu Ärgernis.
Deshalb hier noch ein paar Ergebnisse meiner Recherchen zu diesem Thema:
Daß eine halbherzige, zu kleine Lösung nichts bringt, zeigt das Beispiel Hassel:
http://www.saarbrueckerzeitung2.de/geonews/show.phtml?nID=GCP21BCC7.1
http://bueddenstedt.de/download/dorfern_offl/protokoll_5_aks.pdf zeigt, daß auch anderswo Arbeitskreise an den gleichen Themen arbeiten. Zudem bietet der Text eine Motivation für die Änderungen in der Ortseinfahrt und -durchfahrt.
In diesem Artikel (http://www.paz-online.de/Peiner-Land/Lokalnachrichten/Stadt-Peine/Raser-vor-den-Ortschaften-stoppen) wird gar behauptet:
„…Mittelinsel auf der Trasse mit verschwenkter Fahrbahn vor dem Ortsschild: Diese Konstellation hat sich als besonders erfolgreich erwiesen, um Raser zu stoppen…“ Ein Beleg dafür wird allerdings nicht gegeben.
Mit viel Enthusiasmus geht man die Frage in Kärnten an.
http://www.ktn.gv.at/27987p_DE-ktn.gv.at?newsid=16646
Die Gemeinde Hattenhofen preist ihre Verschwenkungen gar als Mittel zum Klimaschutz an:
„An sämtlichen Ortseinfahrten befinden sich Verschwenkungen, die ein- und ausfahrenden Verkehr zur Temporücknahme zwingen und durch großzügige Bepflanzung der Hügel die Zahl der öffentlichen Grünflächen erweitern.“
http://www.hattenhofen.de/index.php?id=70