Am Donnerstag geht es los: Von Emden nach Osten
Da ich in diesem Sommer bei mehreren Freunden und Bloggerkollegen mitbekommen habe, wie deren Radurlaube etwas schief gelaufen sind, möchte ich im Folgenden noch mal mein persönliches „Regelwerk“ beschreiben.
Wenn man versucht, möglichst viel in dem kostbaren Urlaub unterzubringen, kann das schon mal eskalieren. Ist mir auch schon passiert. Vor allem im Radurlaub ist es sehr verlockend, halt mal eben noch ein paar Kilometer mehr zu schrubben. Ist ja so gut fürs Ego und die Selbstdarstellung, aber halt nicht immer für die Gesundheit und das Gelingen der kompletten Tour. Wenn man gleich am ersten Tag einen neuen Streckenrekord aufstellt, fällt einem das spätestens am dritten Tag auf die Füsse.
Für uns Normalsterbliche sollte der Urlaub aber zum Erholen da sein.
Wie Ihr vielleicht wisst, versuche ich bei meinen großen Touren „Frei Schnauze“ zu fahren. Das heißt, ich nehme mir kein Ziel vor sondern nur einen Startpunkt und in gewisser Weise ein Thema vor.
Oder wie mein Zen-Berater sagen würde: no goal!.
Derzeit ist mein Thema, einmal rund um Deutschland zu fahren und dabei alle Nachbarländer und die angrenzenden Meere zu besuchen. Für Luxemburg, Belgien, die Niederlande und die Nordsee hat das schon geklappt und morgen fahre ich von Emden grob in Richtung Dänemark und Ostsee. Und da muss ich mich schon zügeln, denn Dänemark ist eben für dieses Jahr kein Ziel und die komplette Umrundung wird wenn überhaupt die nächsten Jahre in Anspruch nehmen.
Meine wichtigsten Utensilien sind dabei ein Notizbuch und ein Würfel. Wenn ich mal nicht weiter weiß, zeichne oder schreibe ich die Alternativen auf und vergebe Nummern.
Und dann wird gewürfelt. Wobei auch hier gilt: no goals! Das sind keine Zwischenziele, nur Richtungen.
Da ich ohne Campingausrüstung fahre, brauche ich eine Unterkunft, sprich Dusche und Bett. Nur Bushaltestellenwartehäuschen reicht nicht, etwas Luxus darf schon sein. Damit ich nicht jeden Abend rumhadere, habe ich mir dafür eine Regel auferlegt, die sich sehr bewährt hat: „Nach 100 km oder ab 18:00 wird eine Unterkunft gesucht.“ Die Erfahrung zeigt, dass dann immer noch genug Kilometer und Zeit vergehen können, bis ich was gefunden habe (Rekord + 24 km). Diese Regel möchte ich Euch ans Herz legen. Die funktioniert im Prinzip auch für die Suche nach einem schönen Zeltplatz und wer unbedingt mag kann auch die 100 km durch 200 km ersetzen. Sie erspart einem viel Grübelei („Soll ich jetzt schon suchen, ach ich fahr noch ein Stück…“).
Um es noch mal zu sagen: no goals!
Das heißt auch, so verlockend es sein mag, keine mehrtägigen Touren zu machen um zu einer Veranstaltungen zu gelangen…
Ich rate davon ab. Egal ob Fahrradmesse oder Familienfeier, man macht sich nur Stress, rechtzeitig dort anzukommen. Nutzt lieber die Chance, diesen Ort quasi als Anregung und Startpunkt zu nehmen. Zur Not könnt Ihr von dort nach Hause fahren, von weit her mit dem Rad nach Hause zu kommen ist doch nett. Wenn die Zeit knapp wird, könnt ihr die letzten Kilometer mit dem Zug fahren, die Radwege kennt Ihr da ja eh schon. Besser ist natürlich, von der Veranstaltung „irgendwohin“ zu fahren (siehe oben).
Was ich dieses Jahr mal versuchen möchte: „Ruhetag fest einplanen/vornehmen“. Letztes Jahr wollte ich auch schon am 4. Tag einen Ruhetag einlegen, aber dann war das Wetter so schön und die Beine so gut und…
Da muss ich also noch dran arbeiten.
Auch für die Tagesgestaltung gilt: no goals!
Aber ich verrate euch trotzdem, über was ich mich an einem gelungenen Tourentag freue.
1. Ein Museumsbesuch wäre schön.
2. In einer Kirche komme ich gerne mal zur Ruhe.
3. Ein Mittagsschlaf sollte schon sein.
4. Bei schönem Wetter freue ich mich über einen Schwumm (mein neues Schweizerdeutsches Lieblingswort) in einem natürlichen Gewässer.
Wo wir grad bei Gewässer sind. Auf Flussradwegen überquere ich selbigen am liebsten mit einer Fähre. An Seen oder Meeren fahre ich auch gerne mal ein Stück mit einem Schiff.
Ist das geschummelt? Egal.
Da ich ja als weiteres Hobby auch für mich neue Bahnstrecken sammle, ist es für mich auch okay, ein Stück mit dem Zug zu fahren. Wenn ich denn auf dieser Bahnstrecke bisher noch nicht unterwegs war. Noch mehr Freude bereiten mir natürlich Bahnradwege, das kombiniert dann beides: Bahnstrecke und selbst getreppelt, wie wir hier in Baden sagen.
Meine seit Jahren optimierte Packliste erspare ich Euch. Einen Punkt davon möchte ich zum Abschluss dennoch erwähnen.
Es mag wie purer Luxus erscheinen, aber in meinem Rucksack findet eine Espresso-„to go“-Tasse Platz. Ein schnelles Käffchen (zur Not aus der Dorfbäckerei) ist doch was feines und da hab ich keine Lust auf Pappbecher.
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