„Wer nichts erwartet, wird auch nicht enttäuscht.“
So könnte ich grob meinen Besuch bei der Eurobike 2021 zusammenfassen. Das wäre aber zu kurz gegriffen. Deswegen kommt jetzt eine etwas längere Aufarbeitung.
Wie immer durfte ich über den Wriders Club teilnehmen. So konnte ich in der Blogger Base nach einem kleinen Frühstück und einem Espresso starten. Aber auch hier wurde schon klar, dieses Jahr ist alles etwas kleiner und es kommen weniger Leute.
Es waren gar nicht alle Hallen belegt und die „bespielten“ Hallen waren im hinteren Bereich leer und abgetrennt. Irgendwie haben sich halt doch viele Aussteller und Besucher:innen nicht hin getraut. Angeblich waren ja 70 Fahrradhersteller stattdessen auf der „neuen“ IAA in München. Na gut, nach der negativen Presse darüber, werden diese sich bestimmt überlegen, ob sie 2022 wieder als Feigenblatt herhalten wollen.
So bleibt zu hoffen, dass nächstes Jahr in Frankfurt alles wieder besser wird.
Manche Aussteller hatten sich dann doch richtig Mühe mit Ihrem Stand gegeben. Während andere nur eine Theke und Besprechungskabuffs für den Händlerkontakt bereithielten.
Die schönste Mischung aus Neuheitenpräsentation, Raum für Kundenkontakt und hübschen Details hat Sigma gefunden.
Weil bei mir demnächst ein neues hochpreisiges Rennrad in den Pleasure Room einziehen wird (Die Geschichte erzähle ich ein andermal), war ich vor allem auf der Suche nach Zubehör für eben dieses.
Sigma zeigte die neuen ROX-Modelle. Für mich käme am ehesten der ROX 4.0 in Frage. Bei diesem erfolgt die Navigation über Komoot auf dem Handy. Das Hauptpotential für die Stromersparnis beim Handy läge damit beim ausgeschalteten Display. Der Tacho soll immerhin 25 Stunden durchhalten. Ich bin aber noch unschlüssig, denn damit hätte ich ein weiteres Gerät, dass regelmäßig geladen werden möchte. An allen meinen sportlichen Rädern (Gravel, Randonneur, MTB) habe ich eh inzwischen einen KlickFix-Lenkerhalter fürs Handy. Bei meinen Rennradurlauben könnte ich ihn zum Aufzeichnen der Tour nutzen. Na, mal schauen.
An den genannten Rädern nutze ich bisher den Sigma BC 14.12 Alti. Da die alle so langsam Ausfallerscheinungen zeigen und ich nur noch einen auf Vorrat habe, freue ich mich, dass es einen würdigen Nachfolger gibt. Auch wieder in einer Version mit Kabel. Ich bin da altmodisch.
Apropos Zubehör für hochpreisige Räder: Das Vodafone Curve Light ist vielleicht nicht besonders elegant und es fühlt sich auch komisch an, bei einem Netzbetreiber Fahrradzubehör zu kaufen. Aber das Komplettpaket hört sich schon interessant an. Das Curve Light ist Bike Tracker und Rücklicht in einem. Das Rücklicht kann man abnehmen und aktiviert damit den Sicherheitsmodus und Bewegungsalarm. Somit hätte ich ein besseres Gefühl, wenn das Rad irgendwo angeschlossen steht. Die Frage, mit welchem Gerät ich meine Touren aufzeichne (mit Handy oder Tacho?) wäre elegant gelöst: mit dem Rücklicht. Ich wollte eh nur noch mit Rücklicht Rennrad fahren.
Nicht ganz so sinnvoll erscheint mir ein digitaler Rückspiegel. Ich kann zwar das Bedürfnis verstehen. Aber was bringt es mir, wenn ich in der App sehe, dass ich gleich umgenietet werde?
Ich wollte mir gerne die Campagnolo Ekar anschauen. Campa selbst war nicht auf der Messe. Aber ich habe eine schönes Rad gefunden, an dem sie verbaut war. Sieht schick aus, elegantes Schaltwerk und das Ritzelpaket ist nicht so angeber-bunt gestaltet wie bei anderen Herstellern.
Damit wären wir bei den Gravelbikes. Auf dieser Basis lassen sich auch vollausgestattete Räder mit Rennlenker und vernünftigen Bremsen darstellen. Mit kompletter Lichtanlage, Schutzblechen und Gepäckträger sind diese Räder nicht nur für Pendler:innen interessant. Sie taugen auch für die große Tour, wenn man nicht gerade Bikepacker ist und aus Prinzip keinen Gepäckträger will.
Solche Schutzbleche taugen wohl eher nix. Das dient bestimmt nur dazu, das untere Steuerlager vor Schmodderbeschuss zu bewahren.
Über den Trend zum Pedelec möchte ich mich nicht weiter äußern. Coboc aus Heidelberg sticht zumindest aus der Masse heraus. Sie präsentieren sehr elegante und doch alltagstaugliche Pedelecs. Einziger Wehmutstropfen ist der nicht herausnehmbare Akku, weil nicht jeder am Stellplatz eine Lademöglichkeit hat.
Trotz der geringen Auswahl möchte ich wieder in alter Tradition das schönste und das hässlichste Rad der Messe prämieren.
Der Bodensee hat sich zum Abschied noch einmal von seiner schönsten Seite gezeigt.
Was bleibt, ist ein seltsames Gefühl und Hoffnung auf die Zukunft. Die Fahrradbranche hat grad großartige Chancen und ebenso große Herausforderungen und die #eurobikeshow war im Grunde ein Sinnbild für dieses Dilemma.
Denn was dieser lieblos hingehängte Zettel an einem Messestand verspricht, können derzeit die wenigsten Hersteller halten.
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